Mittwoch, 8. Februar 2012


Geboren am 15.2.1963.......mit Mutter ins Frauenhospiz ......
am 21.2.1963 Beginn meiner Heimkarriere in der Küst und danach Zentralkinderheim
 
Gesundheitliche Gefährdung
Lt. Mitteilung des B.J.A.19 ist die mütterliche GRM und ihr Gatte nicht bereit Mutter und Kind in ihrem Haushalt aufzunehmen. Weitere versorgungspflichtige Verwandte sind nicht in der Lage das Neugeborene zu betreuen. Mit Rücksicht auf die dzt. Mittel-und Obdachlosigkeit der KM. wird im Einvernehmen mit dem B.J.A.19 der  Antrag gestellt, Mutter und Kind in Gemeindepflege zu übernehmen.
12.4.1963 KM zieht alleine in die Hillerstrasse .9.7.1963 Abholung von ZKH nach Hillerstrasse
Vom BJA 2 am  nach Küst am 15.1.1964 nach ZKH 13.2.1964
Überstellungsgrund:
Gefährdung:
Obgenannter Minderjähriger ist Mündel, Vaterschaft wurde nicht festgestellt. Da die Kindsmutter vom Stiefgroßvater abgelehnt wird, konnte diese mit dem Säugling nicht zur mütterlichen Großmutter entlassen werden. Sie zog am 12.4.1963 in die – von der Urgroßmutter gekaufte-Wohnung. Der Mj. Verblieb zunächst allein im ZKH. Die Kindesmutter äußerte immer wieder den Wunsch, ihn übernehmen zu wollen. Als sich die Möglichkeit einer Kindergartenunterbringung bot, wurde der Minderjährige nach Hause entlassen. Anfangs gab es keine Schwierigkeiten. Das Kind wurde regelmäßig in den Kindergarten gebracht, war gut gepflegt und gesund; die Kindesmutter stand in Arbeit. Seit längerer Zeit ist sie allerdings nicht beschäftigt, konnte daher verschiedene Rechnungen nicht bezahlen. Das Gas wurde abgesperrt. Die Kindesmutter war gezwungen Verschiedenes ins Versatzamt zu tragen. Angeblich soll der mj oft stundenlang bei Tag oder in der Nacht unbeaufsichtigt in der ungeheizten Wohnung sein. Die Kindesmutter (ehemaliger FE-Zögling) nimmt angeblich verschiedene Männer in die Wohnung hinauf, soll viele Bekanntschaften haben. Sie ist sicherlich am Kind interessiert, wird ihrer Aufgaben aber nicht gerecht und ist zu wenig verantwortungsbewusst. Eine Übernahme durch Verwandte ist nicht möglich. (Mütterl. Großm. berufstätig, außerdem besteht nicht bestes Einvernehmen mit Kindesmutter. Mütterl. Ugroßmutter ist schon alt und kränklich). Es wird daher die Übernahme des Mj. In Gemeindepflege beantragt, damit die andauernde Gefährdung des Kindes durch Aufsichtslosigkeit endlich ausgeschaltet wird.
KM war bei mehrmaligen Hausbesuchen nicht anzutreffen; erschien auf Ladung nicht.





19.9.1964 ZKH Führungsbericht
Christian kam im Februar d.J. zum zweiten Mal in unser Heim. Erstmalig war er vom Jänner bis Juli 1963 bei uns. Es handelt sich um einen hübschen, kräftigen Buben mit blonden Haaren und graublauen Augen. Als er einjährig zu uns kam, konnte er sitzen, versuchte sich hochzuziehen und war ein sehr flinker Kriecher. Mit 15 Monaten lief er frei.-Christian ist sehr lebhaft.  Er nimmt regen Anteil an seiner Umgebung. Ist sehr temperamentvoll und wird rasch ungeduldig, wenn die Tante seinen Forderungen nicht rasch genug nachkommt. Sogar über seine eigene Ungeschicklichkeit kann er sich ärgern. Z.B. bei den Mahlzeiten, bei denen er Hilfe ablehnt, selbst aber nicht rasch genug satt wird. Das Kind ist sehr anhänglich, schmeichelt gerne, ist kontaktfreudig und zeigt auch bei Fremden kaum eine Scheu. Mit dem Spielmaterial hantiert Christian ohne Ausdauer. Er ist noch recht sprunghaft. Mit tiefer Stimme plappert er viel. Den Topf benutz er meist ohne Erfolg. Besucht wird das  Kind von seiner Mutter und seiner Urgroßmutter m., selten von der Großmutter m.
15.2.1965 Küst Bericht
Bei obgenannten Mj besteht laut Beschluß des Jugendgerichtshofes Wien vom 1.4.1964 gerichtliche  Erziehungshilfe. Die KM Erika L. ist in Wien 2, Hillerstrasse  polizeilich gemeldet, doch hält sie sich viel bei ihrer Mutter Margarete L. in Wien 19, Heiligenstädterstrasse auf. Laut tel. Rücksprache mit dem Vormund BJA 19 geht die KM keiner Arbeit nach. Derzeit läuft gegen sie eine Strafanzeigen wegen Unterhaltsschutz. Der Vaterschaftsprozess ist noch nicht abgeschlossen, Laut Führungsbericht vom 19.9.1964 wird das Kind wohl von der KM besucht, doch dürfte ein echtes Interesse für das Kind nicht vorhanden sein. Da auch der Mj. nicht in Pflege der mütterlichen Großmutter gegeben werden kann (eine Tochter steht unter FE und der jüngste Bruder der KM bereitet Erziehungsschwierigkeiten) ist Weiterverbleib des Kindes in Gemeindepflege notwendig.
5.6.1965-7.6.1965 Urlaub
19.8.1965-25.8.1965 Urlaub
14.12.1965-14.9.1968 Großmutter Wien 19






















15.9.1968 - Sept 1969 Sauerstifung Hinterbrühl
Am 15.9.1968 wurde der Mj. privat im KH Sauerstiftung 2371 Hinterbrühl, Gaadener Str. 52 untergebracht, da der mütterl. Großmutter die Betreuung zu schwierig war.







Ab Sept 1969 bis Herbst 1971 Internat Salvatorianerinnen














































Mit Schuleintritt 1969 wurde Christian von der Mutter im Internat der Kongregation der Salvatorianerinnen in Wien 22, Schüttaustr. 41-43 untergebracht.
Ab Herbst 1971 bei Erika und Erich Pöchlarnstrasse
Mit Schulanfang Herbst 1971 nahm die Mutter ohne vorherige Einvernahme mit dem Jugendamt ihren Sohn Christian wieder bei sich auf, nachdem sie seit 23.9.1971 mit Herrn O,  verheiratet war und auch die  Tochter Sabine O bei ihr in Wien 20, Pöchlarnstrasse  in einer Küche-Kabinett-Altbauwohnung lebte.

1973 erste Misshandlung
Ab 15.10.1974 Quadenstrasse
Ab 8.2.1977 Überstellung in die Küst
Christian war während der vergangenen Jahre, die er im Familienverband der Mutter verbrachte, nicht unschwierig. Die schulischen Leistungen waren immer eher unterdurchschnittlich, Mj. war unkonzentriert. Die M. klagte oft über den mangelnden Ehrgeiz ihres Sohnes, auch über die Neigung des Mj. zum Lügen. Die Mutter, die selbst einmal FE-Zögling war und wegen einiger Delikte belastet war, auch selbst um Vorteile zu erreichen, lieber Unwahrheiten angibt, fühlte sich durch die ähnliche Art des Benehmens ihres Sohnes oft provoziert. 1973 kam es bereits zu einer Mißhandlung durch die Mutter, Christian verblieb jedoch in ihrer Pflege. Die Mutter bemühte sich in ihrer Art zu Christian eine bessere Beziehung aufzubauen, doch war das Verhältnis immer recht gespannt. Christian fühlte sich oft ungerecht behandelt und aus Furcht vor Strafe kam es zu Lügenversuchen. Der Stiefvater konnte Christian besser verstehen und behandeln und er versuchte auch oftmals die Spannungen auszugleichen und schützte so den Mj. vor zu große Bestrafung. Anfang Februar spitzte sich die Familiensituation wieder derart zu (Christian verschlechterte sich schulisch und versteckte unsauber geschriebene Schulheft ) dass die Mutter fürchtete ihr Züchtigungsrecht zu überschreiten und am 8.2.1977 die sofortige Überstellung des Mj. verlangte.

Auch Christian sprach den Wunsch aus, von daheim wegzukommen, da er sich mit seiner Mutter
nun überhaupt nicht mehr verstehe und auch Angst habe. Christian führt sich Gleichaltrigen gegenüber oft eigenartig auf, kann sich besser mit jüngeren Kindern verstehen, ist diesen gegenüber zuvorkommend und hilfsbereit. Das gestörte Verhältnis zur Umwelt fiel besonders auf, als der Mj im Sommer 1976 an einem Erholungsaufenthalt teilnahm.
Die Mutter ist zeitweise als Kellnerin beschäftigt, hat Wechselschicht, der Stiefvater ist Stapelfahrer und Christian wurde öfters zur Hausarbeit und zur Beaufsichtigung der Halbschwester herangezogen.
Ein Schulbericht wurde abverlangt und wird nachgereicht. Die Übernahme des mj. Christian L. in Pflege und Erziehung der Stadt Wien ist unbedingt erforderlich, die pflegschaftsbehördliche Unterbringung im Rahmen der bestehenden gerichtlichen Erziehungshilfe wurde beim JGH Wien beantragt.
Urlaube und Ausgänge dürfen zur Mutter Erika O. gewährt werden.

Am 24.3.1977 Überstellung nach Wimmersdorf
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Befund und Gutachten Jugendamt Dr. El/Dr. Ksch

Körperlicher Status: Annähernd altersentsprechend entwickelt.

Verhaltens- und Leistungsbeobachtung: Die allgemeine Verträglichkeit des Mj. in der Gruppe ist recht gut. Vor allem gegenüber jüngeren Kindern zeigt er ein gutmütig-hilfsbereites Verhalten. In der Grupe nimmt er eher eine Mitläuferposition ein, von gleichaltrigen und älteren Kindern wird er kaum für "voll" genommen. Im Kontakt wirkt er unsicher und anhänglich. Weder in der Heimgruppe, noch in der Schule macht der Mj. disziplinäre Schwierigkeit. Bei schulischen Aktivitäten zeigt er gute Mitarbeit und durchschnittlichen Fleiß. Der hypermotorische Mj. ist manuell ungeschickt.

Testergebnisse (Leistungs- und Persönlichkeitstests): Der Mj. ist durchschnittlich intelligent ( BAWIK: IQ = 101, V = 95, H = 107). Das Leistungsprofil der einzelnen Subtests ist dabei relativ harmonisch. Die Abstraktionsfähigkeit auf anschaulicher Basis ist Durchschnittlich entwickelt (Progr. Mstr. Test, P = 50, G = III).

Der Mj. hat zu seiner Mutter eine ambivalente emotionale Beziehung, wobei die ablehnende Einstellung zur M. überwiegt. Er empfindet sie als autoritär, aversiv und nicht seine Motivationen beachtend. Verlassenheitsängste und das Unterschwellige Gefühl, allgemein Gefahren ausgesetzt zu sein, sind in seinem projektiven Darstellungen erkennbar. Zu seiner Schwester hat der Mj. eine rivalisierende Beziehung, die Vaterfigur wird eher positiv erlebt. In seinen Vorstellungen kommt es u Auseinandersetzung zwischen Eheleuten, wobei die Partnerin als aufbrausend und unduldsam charakterisiert wird. Starke, überkompensierende Tendenzen nach Erfolg sind festellbar, wobei schulische Aktivitäten als potentielles Erfolgsgebiet betrachtet werden ( Wunsch nach "gescheit sein"). (TAT, Sceno, Satzergänzung).
Begutachtung: Der schon in frühen Phasen seiner Kindheit emotional deprivierte und hospitalisierte Mj. reagierte auf die Frustrationen unter anderem mit psychomotorischen Störungen (Hypermotorik, Tolpatschigkeit ) mit unangepasstem Kontaktverhalten (nach Überwindung der Scheu trifft klebrig-anhängliches Verhalten auf) und mit einer allgemeinen Senkung der Aktivität ( wenig Interessen, wenig Eigeninitiative ). Die Mutter vermutlich aufgrund ihrer eigenen wenig harmonischen emotionalen Lerngeschichte (ehemaliger FE-Zögling) nicht sehr prädestiniert für spezielle emotionale Angebote, empfand den Mj  als "schwierig" (" ist kein richtiger Bub" , "hat Schulprobleme!, "trägt für ihre Nervosität und ihre Partnerschaftsprobleme Verantwortung ) und versuchte, mit zum Teil massiven körperlichen Bestrafungen den Mj. "anzupassen ". Dabei konnte der Mj. oft nicht den Konnex zwischen seinem Tun und der darauffolgenden Strafe herstellen, da die aversive Stimulation häufig von der subjektiven Befindlichkeit der M. und nicht vom objektiven Geschehen veranlasst war. In dieser Situation deutete der Mj. das Verhalten der M. als grundsätzliche Ablehnung seiner Person, wodurch zusätzlich die Eifersucht auf seine Halbschwester erhöht wurde. In diesem Spannungsfeldnegativer Gefühle wurden die aus der frühkindlichen Deprivation folgenden Belastungsmomente verstärkt, sodass trotz durchschnittlicher Intelligenz eine gewisse Retadierung der Persönlichkeit(Infantilität, Passivität) erhalten blieb, bzw. deutlicher akzentuiert wurde. der Mj. geriet dadurch in eine Aussenseiterposition in der Gruppe Gleichaltriger, was sekundär unangepasste Verhaltensweisen aufbaute, bzw. festlegte (z. B. sich verstärkt in überkompensierender Weise an Erwachsene binden wollen, nur mit kleineren Kinder zurechtkommen, u.ä.)

Intervention: Der Mj. , der selber gerne in ein Heim untergebracht werden möchte, benötigt dringen Erfolgserlebnisse. Derzeit sucht er sie auf schulischem Gebiet und konnte bisher in der Heimschule auch vielfache Anerkennung finden. Sicher ist es für ihn wichtig, Verantwortungen übertragen zu bekommen (z.B. Steuerung einer Spielrunde mit kleineren Kindern ) , durch die sein Selbstwertgefühl steigt, aber auch seine Tendenz zur Passivität überwunden wird. Schrittweises Ermuntern zu konstruktiven Kommunikationen und kooperativen Unternehmungen mit Gleichaltrigen ist sorgfältig durchzuführen (zunächst Gleichaltrige wählen, denen er gewachsen ist, bzw. Spiele, Gespräche so vorbereiten, dass der Mj. eine gute Position einnehmen kann ) Sollten Aussprachen mit den Eltern möglich sein, wäre es wichtig, dass die M. zu positiven Wahrnehmungen ihres Sohnes ermutigt wird. Fachpsychologische Betreuung zu Bearbeitung der Beziehungsproblematik des Mj. bzw. der Interaktion zwischen Mj. und M. wäre gegebenenfalls wünschenswert. Dazu würden eine wesentliche Hilfe weitere fürsorgerische Kontakte mit der M. darstellen.

Administrationsvorschlag: Unterbringung im Heim Wimmersdorf.


Meine Erinnerungen an die Hölle von Wimmersdorf:

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Bereits am ersten Tag wusste ich, dass sich mein Wunsch nach einem gewaltfreien Leben in dieser Anstalt nicht erfüllen wird. Man durfte nichts fragen, durfte beim Essen niemals reden, tat man es doch, musste man oft stundenlang Strafe stehen oder man bekam  Schläge ins Gesicht oder Tritte,  oder man wurde so geschlagen, dass man vom Sessel fiel. Für was man eigentlich geschlagen wurde, wusste ich nie wirklich. es war schlimmer als bei meiner Mutter.
Mein erster Tag in diesen Heim war bezeichnend für meinen weiteren Aufenthalt in dieser Anstalt. Ich wurde am Vormittag von der Direktorin und Tante Erika von der Küst abgeholt und mit den heimeigenen VW- Bus nach Wimmersdorf  gebracht, wo wir am frühen Nachmittag ankamen. Nach dem Mittagessen, das ich alleine in der Küche einnehmen musste, ging es in die Direktion, wo ich jede Menge Fragen beantworten musste. Danach fasste ich meine Holzschlapfen, Zahnbürste und einen Kamm aus. Anschliesend  wurde ich von einem Zögling zur meiner Gruppe, die sich im 2.Stock befand gebracht, wo ich auch gleich die erste Kollektivstrafe miterleben "durfte". Ich musste mich gleich zu den anderen, die bereits wie Soldaten in einer Reihe standen dazu stellen. Da ich nicht die ordnungsgemäße Grundstellung (die ich ja noch nicht wissen konnte) mit den Händen an der Hosennaht einnahm, machte ich bereits am ersten Tag Bekanntschaft mit den schlagkräftigen Argumenten der dortigen Erzieher. Barbara knallte mir gleich eine derartige , das ich den Halt verlor und geschockt am Boden  wieder zu mir kam und  mein Stehprogramm  zu Übungszwecken bis zum Abendessen verlängert wurde. Jetzt wurde mir auch das erste Mal klar das ich nicht in einem Heim wie ich es mir vorstellte, sondern in einem Kindergefängnis, nämlich der Hölle von  Wimmersdorf gelandet bin.

In der Früh nach dem wecken mussten wir sofort aus den Bett springen , wenn einer nicht schnell  genug war, wurde er raus geprügelt. Danach waschen, anziehen und Betten machen und sich dann vor dem Bett aufstellen und warten bis kontrolliert wurde, ob alles in Ordnung ist.  War das Bett nicht schön genug oder nach den Vorgaben gemacht, gab es  eine Ohrfeige und wurde  wieder aufgerissen. Dieses Spiel konnte sich oft mehrmals wiederholen sodass man dadurch das leckere Frühstück, das aus Abwaschwasser (sollte Tee sein) und mit Butter ( ich nahm an dass es Butter war) beschmierte Brote, verpasste.
Danach ging es in die Schule, die im selben Gebäude untergebracht war. Der Unterricht  konnte, je nach Laune der Lehrer recht harmonisch oder mit roher Gewalt geführt werden. An harmonischen Unterricht erinnere  ich mich  zum Beispiel mit unserer Werklehrerin Frau Gertrude Eichinger, die immer freundlich war und uns auch mit Zeitungen und Jugendzeitschriften versorgte, aus denen sich einige Kinder Ausschnitte von Sportlern oder Popgruppen ausschneiden durften und die nie handgreiflich wurde. Bei roher Gewalt fällt mir Eduard Kottar ein, der Hände wie ein Klodeckel hatte, mit denen  er uns sehr gerne mit seiner Faust über den Kopf  "streichelte" und uns auch an den Ohren lang zog bis wir nur noch mit den Zehenspitzen Fußbodenkontakt hatten und auch recht lehrreiche Sonderaufgaben wie 10 Zapfen oder 10 mal 40 Zeilen bis zum nächsten Tag aufgab. Kurt Soukup, unser Sportlehrer  und Frau Baumgarten waren wieder recht nett, ihnen rutschte nur "hin und wieder" die Hand aus. Auch der Unterricht vom Religionslehrer, der auch gleichzeitig der Pfarrer von Johannesberg war,  war recht unterhaltsam. Er verteilte die Watschen "im Namen des Herren" diese waren eher eine Erholung gegenüber die der  anderen Lehrern und Erziehern. Zu guter Letzt das "Original" der Karl Hauer ein Pfeifenraucher, der recht lustig sein konnte, bei dem aber auch schnell ein Stück Kreide Flügeln bekam.  Dazu fällt  mir auch eine kleine Geschichte ein, der Hauer war an diesen Tag einmal recht gut drauf und erzählte uns ein paar Witze und wir lachten einmal herzhaft, bis die Specki  mit ihrer Trillerpfeife rauf pfiff.  Sie brüllte rauf wir sollen lernen und nicht lachen und er schrie zurück "Ich werde doch noch den Unterricht so gestalten können wie ich will". Am Nachmittag, nach der Lernstunde lernten wir dann Speckis Rache kennen! Sie übernahm  dann unser Gruppe und wir mussten im Hof 2 Stunden im Kreis gehen mit einer Hand am Rücken und einem Finger der anderen Hand auf den Mund und wehe einer sprach ein Wort oder es fiel ihm der Finger vom Mund, dann kam das Lineal zum Einsatz mit 5 Schläge auf die Finger.


Das Mittagessen wurde entweder im Tagraum oder im Speisesaal eingenommen und dabei herrschte strengstes Sprechverbot und es musste alles gegessen werden was auf den Teller kam und wehe wenn einmal ein Wort fiel, wurde sofort mit Schlägen und Tritten die Ruhe wieder hergestellt. Danach hatten wir dann die Lernstunde zum Aufgabe machen und auch da herrschte, wie sollte es anders sein, absolutes Sprechverbot, nicht  einmal  fragen durfte man etwas. "Verstöße" wurden da sofort mit Schlägen und einen Stricherl im Stricherlheft  geahndet. Nach der Lernstunde hatten wir dann bis zum Abendessen Freizeit zum spielen oder Stricherl abstehen.

Ach ja das Stricherlheft! In diesem  Heft standen die Namen aller Kinder und in das von die Erzieher alle Verstöße wie unerlaubtes Sprechen, beim Spaziergang aus der Reihe tanzen, schlecht gemachtes Bett, schlechtes waschen oder WC Gänge „ausserhalb der Zeit“  und so weiter mit einen Stricherl  notiert wurden. Diese mussten  dann bei der nächsten Freizeit am Fußballplatz  im Tagraum oder sonstigen Freizeiaktivitäten abgestanden werden, ein Stricherl entsprach eine halbe Stunde stehen. Bei besonders schweren Vergehen, wie zurückreden oder maulen, wurde die Strafe noch verschärft, indem man die Hände ausstrecken musste und diese noch mit zwei Bücher beschwert wurden. Auch dazu fällt mir wieder eine kleine Episode ein und zwar beim legendären Fußballspiel  der WM 1978 in Cordoba das Österreich 3:2 gewann. Barbara  stellte zu diesem Zweck den Gruppenfernseher auf aber vor Spielbeginn wurde das Stricherlheft befragt und entsprechend die Sanktionen verteilt. Wir waren doch einige, die verkehrt zum Fernseher Strafe stehen mussten. Da ich aber  fünf Stricherl abzustehen hatte war mir klar das ich vom Spiel nicht sehr viel sehen werde, während sich nach und nach einige der sanktionierten zum Fernseher setzten durften, wurde es für mich immer schwerer. Zum Schluss stand ich wieder mit zwei ausgestreckten, mit Büchern beschwerten Händen da und hatte auch noch meinen Stricherlstand auf acht ausgebaut,  da ich dreimal versucht habe einen Blick auf den Fernseher zu erhaschen das sofort mit Schlägen,  Strafverschärfung sowie einen zusätzlichen Stricherl geahndet wurde.
Nach den Abendessen ging es dann zum waschen und Zähneputzen, natürlich wieder mit strengem Sprechverbot und einer genauen Sauberkeitskontrolle. Danach durfte man noch das Wc aufsuchen ehe man sich das Nachtgewand anzog ins Bett ging und bei Sprechverbot noch etwas lesen konnte. Um 20 Uhr wurde das Licht abgedreht  und der Aufpasser musste ab diesen Zeitpunkt alle Verstöße wie reden oder noch aufs Klo gehen melden. Wurde man jedoch vom Nachtdienst erwischt, konnte man sich gleich auf bis 22 Uhr Strafe stehen einstellen und das barfuß auf dem kalten Steinboden.
Montag, Mittwoch und Freitag waren die sogenannten Badetage. Dabei gingen wir in den Keller, wo der "Baderaum" war. Auf der einen Seite waren einige Holzbänke zum aus - und anziehen und auf der anderen einige Waschbecken und dahinter drei Duschköpfe.  Nach dem ausziehen ging man dann zu einem Waschbecken und füllte dieses mit Wasser und wusch sich mit Waschlappen und Seife. Danach konnte man sich mit dem Wasser aus den Waschbecken abspritzen, bevor es zur Sauberkeitskontrolle ging. Es wurde nicht nur der ganze Körper, sondern auch unser bestes Stück kontrolliert, ehe man sich wieder anziehen durfte. Passte irgendetwas nicht  gab  es Schläge mit bloßer Hand  oder Schnalzer mit dem nassen Handtuch auf den nackten Körper und einen Stricherl ins Heft. Man musste sich wieder einreihen , wo man warten musste bis wieder ein Waschbecken frei wurde um den Waschvorgang zu wiederholen. Das Handtuch umbinden war natürlich strengstens verboten. Am Badetag wurden auch die Socken zum waschen abgegeben danach wurden sie am Heizkörper im Schlafsaal zum trocknen aufgehängt. Am Freitag war dann auch noch Haare waschen dran, wo man sich kurz unter die Dusche zum abspülen stellen durfte und da wurde auch die Unterwäsche und Oberwäsche gewechselt. Die Sauberkeitskontrolle wie sie die die Irxen (Tante Erika) durchführte war besonders pervers, sie schaute ganz genau und zog von einen jeden die Vorhaut zurück, damit sie die Eichel kontrollieren kann. Wenn aber einer dabei Gefühle bekam, hatte er eine mit den aufgestellten Holzlineal mit der Bemerkung " das ist ein Skandal" auf seine Männlichkeit. Den einzigen Skandal was ich dabei feststellen konnte, war aber das so etwas wie sie Diplom Fürsorgerin war, und auf wehrlose Kinder losgelassen wurde.

Am Sonntag wurden wir erst um 8 Uhr geweckt, danach wieder Körperpflege und Bettenbau wie jeden Tag. Zum Frühstück gab es gewasserten Kakao und ein Stück Striezel mit Nutella ehe wir in unserem Sonntagsgewand in die Kirche nach Johannesberg marschierten,  natürlich auch mit strengsten Sprechverbot und  mit einem Finger auf dem Mund. Wir waren die Belustigung im Ort. Jeder Verstoß wurde auch hier mit Schlägen und einem Strich ins Heft geahndet. Als es nach der sonntägigen Bloßstellung wieder zurück ins Heim ging  und wir wieder umgezogen waren, gab es Mittagessen im großen Speisesaal natürlich wieder mit Sprechverbot und den üblichen Konsequenzen. 

                                                                               copyright bernd rantscheff


 Anschließend ging es dann zu den Holzpritschen in einem kleinen Waldstück gleich neben den Heim zur Mittagsruhe. Wir mussten wir eine Stunde ruhig und ohne Decke auf den harten, verharzten und verdreckten Holzbrettern liegen. Danach ging es meistens auf den großen Sportplatz,  wo die braven, die ohne Eintrag im Stricherlheft  Fußballspielen durften und die anderen in Einserreihen,  wie Zinnsoldaten ihre Stricheln abstehen mussten. Das Abendessen am Sonntag war meistens kalt. Am liebsten war es mir, wenn die Frau Rosa, eine Köchin Dienst hatte. Ich half bei ihr gerne in der Küche.  Sie war sehr nett und es gab immer eine Kleinigkeit zum Naschen. Ich hatte auch jemanden, bei dem ich mich ausreden konnte, bevor es wieder in die Gruppe zum alltäglichen abendlichen Ritual ging.


                                                              copyright bernd rantscheff



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Schwimmbad besuche gab es in dieser Nobelherberge natürlich nicht. Wenn es einmal extrem heiß war und wir Sehnsucht nach etwas Abkühlung hatten, wurde der Betonring mit einen Durchmesser von ca. 1,5m der beim Brunnen im Hof war mit Wasser gefüllt, da konnte man kurz rein steigen und sich abkühlen.  Zu diesem Zweck wurde etwas später auch eine Gartendusche im Hof aufgestellt. Um aber diese benutzen zu dürfen,  musste man sich im Hof nackt ausziehen ehe man sich drunter stellen durfte. Mit dem anziehen musste man dann allerdings solange warten, bis der Körper an der Luft getrocknet war. Für die schlimmen, die noch ein Stricherl zum abstehen hatten, war dies allerdings verboten. Es gab aber auch Spaziergänge natürlich mit Sprechverbot in das benachbarte Dorf Grabensee, wo ein kleiner Bach verlief, in dem wir uns in dem 30 cm tiefen Wasser abkühlen konnten.




 
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Die sogenannten Ordnerdienste, die ich aus heutiger Sicht eher als Sklaverei bezeichnen würde, waren jene Dienste, wo einige  Zöglinge bei den privaten Haushalten der Direktorin und ihrer drei Töchter Arbeiten verrichten mussten. Es musste als besondere Ehre betrachtet werden, zum Beispiel Kaffe zu kochen, staubsaugen, Geschirr abwaschen, Rasen mähen, Stall ausmisten, Auto waschen und jegliche anderer Reinigungsdienste verrichten zu „dürfen“ aber wehe es ging dabei etwas zu Bruch. Diese Dienste von uns Kindern  erfolgten natürlich unentgeltlich und auf  freiwilliger Basis. Als ich bei meinen Berufswunsch einmal Automechaniker angab, bekamen ich und ein anderes Kind die Ehre das Auto von Onkel Heinz (Ehemann von Tante Erika) außen und innen zu reinigen und zu polieren während die anderen am Sportplatz Fußball spielten. Obwohl wir uns besonders bemühten, gab es bei der Abnahme jede Menge Beanstandungen und wir mussten einige Dinge nacharbeiten, ehe wir wieder in die Gruppe zurück durften. Tags darauf  meinte Tante Erika , das Automechaniker nichts für mich sei, da ich viel zu schlampig arbeiten würde. Diese Aussage traf mich, obwohl ausnahmsweise nicht Hand gegen mich erhoben wurde, wie ein Schlag mitten ins Gesicht.

An ein Erlebnis erinnere ich mich noch ganz genau. Tante Barbara zog mich aus irgendeinem (sicher nichtigen)Grund brutal in den Schlafsaal und verprügelte mich, bis aus ich aus meinem Kopf blutete. Diese Spuren sehe ich heute noch, wenn ich mir einen Sommerhaarschnitt verpasse. Als  sie dann endlich wieder von mir abließ,  verkroch ich mich in eine  Ecke , krümmte mich vor Schmerzen und weinte und wollte einfach nur meine Ruhe. Sie schrie mich an ich soll das Bett wieder ordentlich machen und dann wieder rauskommen. Als ich nach einiger Zeit nicht rauskam, kam sie wieder rein und schrie mich weiter an: Du sollst rauskommen!  aber ich wollte einfach nur meine Ruhe haben und reagierte nicht, worauf sie mich an allem was sie erwischen konnte, an meinen Haaren, meinen Armen  vom 2. Stock ins Erdgeschoss die Stufen hinunter zerrte, wo die Specki (Direktorin) gleich weiter auf mich einprügelte, Als sie mit ihrem Sadistenakt fertig war, lies sie mich einfach längere Zeit in der Ecke stehen. Danach schaute sie sich endlich mal meine Kopfwunde an und meinte nur, so schlimm ist das nicht.  Als ich mich wieder  so einigermaßen beruhigt hatte, schickte sie mich  wieder hinauf in die Gruppe, wo das Abendessen bereits beendet war und ich an diesen Tag ohne Essen ins Bett musste.
 Als ich dann einige Zeit später Ausgang hatte und zu meinem Großvater auf Besuch fuhr, fragte er mich wie es mir im Heim so geht. Ich habe ihm alles von den Schlägen, die ärger waren als zu Hause und den Spaziergängen,  wo man mit einen Finger auf den Mund durch das Dorf gehen musste erzählt. Ich habe ihm auch gesagt, dass ich einfach wieder nach Hause will. Er sagte, er wird sich das mal anschauen wie es da draußen zugeht.  Als ich wieder einrücken musste, kam mein Opa ein paar Tage später raus und er sprach mit der Direktorin. Ich konnte ihn nur kurz  sehen und wir gingen ein bisschen spazieren. Er erzählte mir dass es gar nicht so schlimm sein kann, weil die Direktorin auf ihn keinen so schlechten Eindruck macht und ich mich noch richtig eingewöhnen muss. Nun hatte ich jegliche Hoffnung verloren, wenn nicht mal mein Großvater mir glaubt. Er streichelte mir noch über den Kopf und meinte nur, du hast schon einiges geschafft, da musst du jetzt durch. Ich war furchtbar enttäuscht. Als ich dann wieder in der Gruppe war, wurde auf einmal von Tante Barbara eine Kollektivstrafe verhängt und alle mussten stehen .Ich wusste es zwar nicht, aber ich ahnte  schon warum, da sie kurz vorher mit der Direktorin sprach. Nach ca. einer Stunde ließ sie die andern dann spielen ich hingegen musste bis zum Abendessen weiterstehen und zwar mit ausgestreckten Händen wo sie mir auch noch zwei Bücher drauflegte. Ab diesem Tag ging die Hölle erst richtig los, weil auch noch fast alle Kinder  gegen mich waren. Jeden Tag wurde ich verprügelt oft von mehreren auf einmal, nicht einmal in der Nacht hatte ich meine Ruhe. Ich bekam ich öfters einen Polster vors Gesicht gedrückt und dann wurde  mit allem was zur Verfügung stand auf mich eingedroschen. Von der Erzieherin hatte ich keine Hilfe zu erwarten denn sie hat es regelrecht genossen wie ich regelmäßig verprügelt wurde.  Musste sie doch einmal eingreifen, verteilte sie die Strafen ganz nach dem Motto das Opfer ist schuld, das so viel bedeutete wenn ich von vieren geprügelt wurde stehen die vier je eine Stunde, ich hingegen vier. Ich musste auch für alles was in der Gruppe passierte den Kopf hinhalten. Wodurch ich innerhalb kürzester Zeit so viele Stricherl ins Heft  bekam, und die Freizeitbeschäftigung der nächsten Wochen nur stricherlabstehen bedeutete.
Zu diesen Zeitpunkt war ich an meinem absoluten Tiefpunkt angelangt, ich wollte einfach nur meine Ruhe, und wenn Ruhe Tod bedeutet war ich auch dazu bereit . Jedes Fenster im zweiten Stock war eine Einladung  für mich zu springen. Ich hatte auch schon einen Brief an meinen Großvater verfasst in dem ich ihn von meiner aussichtslosen Situation und von meinen Wunsch die anderen  von meiner Gegenwart zu befreien schrieb. Als die Specki  bei einer überaschenden Schultaschenkontrolle den Brief  fand, knallte sie mir eine und zerrte mich zu ihr ins Büro und meinte, das ohne ihrer Kontrolle kein Brief das Heim verlassen darf. Sie öffnete den Brief und las ihn sich durch und wechselte gleichzeitig die Gesichtsfarbe, sie sagte nur, wenn das so ist, müssen wir da etwas ändern. Ich spürte das erste Mal eine gewisse Unsicherheit bei ihr, aber nicht wegen mir,  sondern, wie ich später erfuhr,  das ein eventueller Selbstmord ihn ihrer Anstalt ihren guten Ruf schädigen könnte. Seit diesen Zeitpunkt  fühlte ich mich ständig beobachtet und kontrolliert.  Sie veranlasste auch das ich ab sofort die Nacht in der ersten Gruppe und zwar in den Schlafsaal wo die 8-9 jährigen schlafen, verbringen musste, gleich daneben war ihre Schlafkammer. Ich musste mich ab diesen Zeitpunkt jeden Tag um ca 19. Uhr nach dem waschen und Zähneputzen bei Mimi, der Gruppentante, melden. Dann musste ich mich mit meinen  15 Jahren, wie alle anderen  jüngeren Kinder,  nackt ausziehen und mich  mit ihnen in einer Einserreihe aufstellen, wo wir noch auf Sauberkeit und geputzte Zähne kontrolliert wurde. Wehe es passte etwas nicht, dann  gab es die nächsten Prügel  und man wurde mit dem Aufpasser  (ein Kind aus Ihrer Gruppe, das von ihr bestimmt wurde um auf die anderen aufzupassen das nach den lichtabdrehen nicht mehr gesprochen und aufs WC gegangen wird und alle Vorkommnisse melden musste) in den Waschraum zum nachreinigen geschickt. Dann durften wir erst unser Nachtgewand anziehen und ins Bett. Danach durften wir nicht mehr aufs Klo. Wehe es wurde einer  dabei erwischt, wie er aufs Klo ging,  setzte es wieder Prügel und eine Stehstrafe barfuss auf dem kalten Steinboden. Da ich bereits meine ersten Schamhaare hatte,  war es mir so peinlich, dass ich am liebsten im Erdboden versunken wäre. Den einzigen „Vorteil“ (wenn man das so nennen mag) war , dass ich wenigsten wieder einmal ohne Angst schlafen konnte. Nach einiger Zeit konnte (musste) ich wieder in den alten Schlafsaal. Es wurde zwar mit der Zeit etwas  besser, aber ich war noch immer der Verräter. Barbara  hat es immer wieder geschafft die anderen gegen mich aufzuhetzen und  genossen wie ich von ihnen geschlagen wurde. Sie hatte endlich ein neues Bauernopfer gefunden. Dieses Erlebnis verfolgt mich noch bis heute. Ich überlege immer dreimal bevor ich etwas sage, um nicht wieder der Sündenbock für alle zu sein. 








Und noch eine kleine Geschichte wie man dort nicht nur von den Erziehern sondern auch von anderen Zöglingen missbraucht wurde. Es war kurz nach meiner Einlieferung in diese Anstalt, als einmal in der Nacht ein starker unsympathischer Zögling  aus einer anderen Gruppe bei mir am Bett stand und mir seinen Pennis entgegen streckte und mich mit Gewalt zwang diesen anzugreifen und in meinen Mund zu nehmen. mir war zum erbrechen übel , am liebsten hätt ich ihm ins Gesicht gespuckt. Am nächsten Tag ging ich in die Direktion und erzählte der Specky von diesen Vorfall. als ich ihr dann den Namen des Zöglings nannte knallte sie mir eine und sagte " der B........  ist so ein netter Bub der macht so etwas nicht" und lies mich zur Strafe noch 100 mal schreiben "Ich soll über die anderen Kinder keine lügen verbreiten".
Diese Vorfälle wiederholten sich danach immer wieder wobei seine Vorgangsweise immer brutaler wurde. Tagsüber wurde es auch schwieriger ihn aus den Weg zu gehen, da er immer wieder die Nähe zu den schwächeren suchte um an ihnen seine gewalttätigen und perversen Aggressionen aus zu leben. Dabei kündigte er auch immer seinen nächsten nächtlichen Besuch an.







Pädagogische Vorschriften für Heimleitungen und deren Umsetzung im Kinderheim Wimmersdorf:


1. Der Inhaber des Heimes ist dafür verantwortlich, daß während dem Heimbetrieb es entweder der Heimleiter selbst oder ein mit der Leitung des Heimes vertrauter, geeigneter Stellvertreter anwesend ist.

Die Heimleiterin war immer anwesend um bei Bedarf die Zöglinge kräftigst zu verprügeln.



2. Wenn in einem Heim mehr als 25 Pflegekinder untergebracht sind, so sind diese in Gruppen zusammenzufassen. Die einzelne Gruppe darf nicht mehr als 25 Pflegekinder umfassen. Die dem Heim anvertrauten Pflegekinder sind in möglichst familienähnlicher Weise zu selbstständigen, verantwortungsbewußten Menschen mit Verständnis für Ordnung, Rechtlichkeit und soziales Denken zu erziehen.

in Wimmerdorf wurde man eher in haftähnlicher Weise zu unselbstständigen, verantwortungslosen Menschen ohne Sinn für Recht und soziales Denken erzogen.


3. Es ist untersagt, die Pflegekinder zu beschimpfen zu schlagen oder auf demütigende Art, etwa durch Entziehung von Mahlzeiten oder Knien lassen, zu bestrafen.

Diese Vorschrift finden Wimmersdorfer Heimkinder als Hohn, denn wir wurden beschimpft, geschlagen und auf besonders demütigende Art und Weise gehalten. Essensentzug sowie stundenlanges Strafe stehen und Knien lassen stand an der Tagesordnung.


4.Die Heimleiter haben fallweise, mindestens einmal monatlich, mit dem Erziehungspersonal Besprechungen abzuhalten, in welchen die Erziehungssprobleme eingehend behandelt werden. Über diese Besprechungen sind kurze Protokolle zu führen.

Über derartige Protokolle ist uns nichts bekannt.


5. Die Tageseinteilung ist so zu treffen, daß jedem Pflegekind täglich mindestens eine Stunde Bewegung in frischer Luft geboten wird.

Wenn es zur Bewegung an der frischen Luft zählt, in der prallen Sonne stramm zu stehen oder spazieren zu gehen mit einen Finger auf den Mund, dann hatten wir davon ausreichend.


6. Bei Pflegekindern über sechs Jahre ist außerdem dafür Sorge zu tragen, daß ihnen ungelenkte Freizeit von wenigstens einer Stunde täglich ermöglicht wird.

Ungelenkte Freizeit bestand aus still dasitzen, nichts reden und Reinigungsdienste für Erzieher, Heimleitung und deren Angehörigen zu verrichten.



7.Die Landesregierung kann, abweichend von der Vorschrift des Abs.2 erster Satz, unter Bedachtnahme auf das Wohl der Pflegekinder und den Heimzweck vorschreiben, daß die einzelnen Gruppen weniger als 25 Pflegekinder umfassen müssen.
Dieser Punkt wurde als einziger von "sieben" eingehalten.


Speckis Folterwerkzeug:





Aufgrund dieses Beitrages wurde das Kinderheim Wimmersdorf 1981 vermutlich geschlossen








Der Profilbericht von 1982










Was aus mir geworden ist

                      


Es war kurz vor meiner Entlassung aus diesem Knast. Ich hatte Ausgang und wollte mich mit einem Freund aus dem Heim treffen. Er kam aber nicht, so schlenderte ich durch den 3.Bezirk und machte mir Gedanken über meine Zukunft. Ich war so ziemlich der einzige aus unserer Gruppe, der noch keine Lehrstelle hatte. Das ärgerte mich sehr, ich hatte einfach keine Zukunftsperspektive. Da kam ich bei einem kleinen Elektrogeschäft vorbei, wo in der Auslage ein Aushang war:"Wir suchen einen Lehrling" Ich wollte hineingehen, traute mich aber nicht. Ich ging hin und her vor dem Geschäft und wartete auf den richtigen Augenblick. Wahrscheinlich stünde ich heute noch dort, wenn die Chefin nicht aus dem Geschäft gekommen wäre und mich fragte, ob sie mir helfen könne. Ich sagte ja, ich möchte diese Lehrstelle und zeigte auf den Aushang. Sie nahm mich mit ins Geschäft und ich erzählte ihr alles von meinem bisherigen Leben. Ich hatte komischerweise gleich ein gewisses Vertrauen zu ihr. Wir vereinbarten, dass ich das nächste Mal mit dem Halbjahreszeugnis wiederkomme. Sie versprach mir, für mich bei ihrem Mann ein gutes Wort einzulegen. Wieder zurück im Heim, erzählte ich der Direktorin, dass ich Aussicht auf eine Lehrstelle hätte und demnächst wieder mit dem Zeugnis vorbeikommen sollte. Natürlich glaubte sie mir nicht und ich bekam keinen Ausgang mehr bis zur Entlassung. Ich war wieder mal am Boden zerstört und hatte Angst, dass die Lehrstelle dann weg war. Endlich war Schulschluss und wir bekamen das Abschlusszeugnis. Wir durften am Freitag vormittag bereits nach Wien fahren. Mein erster Weg war nicht nach Hause, sondern gleich zu dem Elektrogeschäft. Ich hoffte, das sich diese nette Frau noch an mich erinnern konnte. Ich ging also ins Geschäft hinein und fragte nach der Lehrstelle. Zu diesem Zeitpunkt war auch der Meister da. Sie meinte, die Lehrstelle ist leider schon vergeben, aber ich könne mit dem Chef sprechen. Ich erklärte dem Chef warum ich damals nicht kommen konnte. Er zeigte Verständnis und lud mich am Montag für einen Probetag ein. Ich war überglücklich, dass ich eine Chance bekam, obwohl uns Heimkindern ja beigebracht wurde, dass wir in unserem Leben nichts erreichen können. Ich hatte mein erstes Erfolgserlebnis und freute mich bereits auf Montag. Es lief alles gut und ich bekam die Lehrstelle. Die Arbeit machte mir Spass. Nur zuhause passte nach kurzer Zeit nichts mehr da meine Mutter in das alte gewalttätige Muster verfiel. Ich hing mich voll in die Arbeit rein und arbeitete auch gerne am Abend länger, um nur nicht nach Hause zu müssen. Mein Meister vertraute mir bereits im 3. Lehrjahr mit einem jüngeren Lehrling eine kleinere Baustelle an. An ein Gespräch mit meinem Meister erinnere ich mich heute noch. Er fragte mich ob ich was anderes als ja auch sagen könnte, da ich alles ohne Widerrede erledigte (es wurde mir ja nicht anders beigebracht) Gottseidank traf ich auf diese Menschen, die diese Situation nicht ausnutzten, im Gegenteil mir Vertrauen schenkten und sich dadurch auch mein Selbstwertgefühl etwas steigerte.
Meine Chefleute wurden für mich so etwas wie eine Familie, wie ich sie mir vorstelle. Ich konnte mit allen Problemen zu ihnen kommen. Ich erzählte ihnen auch wie schlecht es mir daheim ging. Ich musste von meiner Lehrlingsentschädigung (damals 500 Schilling in der Woche ) 350 Schilling als Kostgeld hergeben und nebenbei auch noch Kindermädchen für meine jüngere Schwester spielen. Ich war wieder mal verzweifelt. Aber auch dafür hatten meine Chefleute eine Lösung. Sie besorgten mir einen Platz im Jugendwohnheim, denn ein Lehrlingsheim kam für mich nicht mehr in Frage, von der Kontrolle in solchen Institutionen hatte ich genug. Nach meinen Auszug daheim und dem Einzug ins Jugendwohnheim war ich zwar auf mich selbst gestellt, hatte aber meine Freiheit und noch dazu liebe Menschen (meine Chefleute) mit denen ich reden konnte und die mich in allen Belangen unterstützten.  So schaffte ich meinen Lehrabschluss und war zum ersten Mal stolz auf mich selbst. Während dieser Zeit machte ich auch den Führerschein und entdeckte meine große Liebe zu schnellen Autos
1983 war ich beim Bundesheer. Gegen Wimmersdorf war das ein Sanatorium.
Das Elektrogeschäft wurde danach leider wegen Pensionierung aufgegeben.
Durch einen guten Freund in meinem Sportverein fand ich eine Stelle bei der Post als Briefträger, wo ich ca. 13 Jahre arbeitete und Beamter wurde. Ich hatte eine eigene kleine Gemeindewohnung, verdiente aber leider zu wenig, um mir mein Hobby, die schnellen Autos, zu finanzieren. Daher nahm ich immer wieder  Nebenjobs  bei diversen Tankstellen an. Durch unseren Sponsor beim Sportverein der ein großes Autohaus besaß und bei dem ich auch immer wieder aushalf, bekam ich auch die Möglichkeit immer die neuesten und schnellsten Modelle zu fahren. Mit Frauen hatte ich in dieser Zeit nur Kurzbeziehungen. Ich hatte immer das Gefühl, nur ausgenutzt zu werden. Es kam auch einmal vor, dass  ich nach so einer Kurzbeziehung 200.000 Schilling Schulden hatte. Ich stand ihr für ein Geschäft gerade und dann machte sie mit mir Schluss. Geld habe ich von ihr bis heute nicht gesehen. Durch regelmäßige Probleme mit meinem Vorgesetzten bei der Post, der alle immer unterdrückte, kündigte ich diese Stelle. Ich wollte nicht wieder in das Heimschema, immer kuschen zu müssen, hineinfallen.
1997 lernte ich dann meine jetzige Frau kennen, die einen damals fünfjährigen Buben aus erster Ehe mit in die Beziehung nahm. Ich begann meinen neuen Job als Hausmeister in einer großen Wohnhausanlage, wo ich heute noch mit Freude tätig bin. Da wurde ich das erste Mal sesshaft und lernte andere Wertigkeiten des Lebens kennen. Es war nicht einfach für mich plötzlich eine kleine Familie und Verantwortung zu haben. Gemeinsam mit meiner Frau habe ich meine Schulden, die ich durch meine früheren Blödheiten (schnelle Autos und Leichtgläubigkeit) entstanden, abgebaut. 2001 erfüllte sie mir auch noch den größten Wunsch, nach einem gemeinsamen Kind. Mein Sohn kam zur Welt. Als ich zum ersten Mal dieses kleine Geschöpf (mein Sohn war nicht mal 2 Kilo schwer) in meinen Händen hatte, empfand ich eine Liebe, die ich in meinem bisherigen Leben nicht kennenlernen durfte.   Im Lauf der nächsten Jahre habe ich durch viele Gespräche mit meiner Frau auch gelernt, wie man Kinder ohne Gewalt großzieht. 2005 erfüllten wir uns dann unseren großen Wunsch nach einem eigenen Haus im Grünen.  Unser Plan ist es, in der Pension unseren Lebensabend in Ruhe dort zu genießen. Heute widme ich meine ganze Zeit meiner Familie unseren Haus und den Sportverein, aktiv muss ich zwar wegen meiner Bandscheibenproblemen etwas kürzer treten, da ich dort aber eine Funktion im Vorstand habe und auch im zuständigen Landesverband  tätig bin, verbringe ich auch hier sehr viel Zeit.
Zum Abschluss möchte ich gerne den Menschen danken, die an mich geglaubt haben und mir auch die Chance gegeben haben in meinen Leben sozial und aktiv schritt zu fassen.
                                                                                    


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